Bénazet hat das Theater erbauen lassen. Zur Eröffnung im Jahr 1862 wurde die Oper „Béatrice et Bénédict“ gespielt. Hector Berlioz hatte sie eigens für diesen Abend komponiert. Ein rauschendes Fest! Das badische Herrscherhaus und sogar Königin Augusta waren anwesend!
Bénazet hatte ursprünglich andere Pläne für das Theater:
Baden-Baden hätte mit der Opéra Garnier in Paris konkurrieren können! Aber die Pläne des Pariser Architekten Charles Dérchy wurden vom großherzoglich badischen Baudirektor Heinrich Hübsch als „zu prunkvoll“ abgelehnt. – Man versachlichte also die Außenansicht. Und der zweite, diesmal von Charles Couteau angefertigte Entwurf, wurde genehmigt. Die Innenausstattung wurde übrigens im Rokokostil gefertigt.
Was hat dieses Theater seitdem nicht alles gesehen und gehört: Hochkarätige Gastspiele Pariser Aufführungen. Und erst die Konzerte: die Uraufführung des Doppelkonzerts für Violine und Violoncello von Johannes Brahms im Jahr 1887, Richard Strauss im Jahr 1906 und Johann Strauss‘ Konzertsommer…
Als Johann Strauss im August 1872 sehnlichst erwartet und mit einiger Verspätung aus New York eintraf, gab es kein Halten! Während der stets ausverkauften Konzerte nahmen die „Da Capo“-Rufe kein Ende. Sogar seine Majestät, Kaiser Wilhelm der Erste, bat um ein Konzert. So wurde eine Soirée nur für den Kaiser und 400 auserwählte Gäste gegeben. Majestät höchstpersönlich stellte das Programm zusammen. Und während des Konzertes musste die Pizzikato Polka auf Wunsch des Regenten wiederholt werden.
Strauss scheute keine Wiederholungen seiner Erfolge: Die „Schöne blaue Donau“ brachte es aufsage und schreibe 15 Aufführungen! Wieder und wieder musste Strauss seine Abreise verschieben. Aus den geplanten sechs Wochen wurden ganze zehn! Und als der Sommer sich zum Ende neigte, wurden die Konzerte vom Musikpavillon in den Kurhaussaal verlegt.
Im Jahr 1872 wurde das Glücksspiel verboten. In der Folge erlangte die Kultur für Baden-Baden eine noch größere Bedeutung als sie ohnehin schon hatte. Die Baden-Badener wären sogar bereit gewesen, Richard Wagner ein eigenes Festspielhaus zu bauen. Doch die badische Kurstadt hatte gegen die ruinöse Ausgabefreudigkeit König Ludwigs des Zweiten von Bayern keine Chance… Also wurde in Bayreuth der Tempel für Richard Wagner errichtet…
Doch ihre Begeisterung für die Kultur ließen sich die Baden-Badener nicht nehmen! Und schließlich bekamen sie doch ihr Festspielhaus: Es wurde im Jahr 1998 auf dem Gelände des ehemaligen Stadtbahnhofes eröffnet. Der Architekt Wilhelm Holzbauer erstellte die Pläne und integrierte auch das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude in das neue Festspielhaus. Mit 2.500 Plätzen ist es das größte Opern- und Konzerthaus Deutschlands.!
Dank dem Engagement einer privaten Kulturstiftung sind hier die großen Namen aus der Welt der klassischen Musik zu bewundern! Zum Beispiel finden seit 2013 die Osterfestspiele mit den Berliner Philharmonikern und von 2013 bis 2018 Sir Simon Rattle im Festspielhaus statt. Und so ist und bleibt Baden-Baden ein Ort des kulturellen Hochgenusses!