Verweilen Sie ein wenig vor dem herrlichen Musikpavillon aus der Zeit des Jugendstiles. Stellen wir uns vor, wie das Orchester auf der Bühne Platz nimmt und sein Spiel beginnt…
Sehen sie die Kolonnaden? Auch sie sind mit den Klängen der Musik erfüllt, wenn das Orchester spielt! Mit Spezialitäten aus der ganzen Welt wird hier Handel getrieben.
Zunächst waren die Kolonnaden eine Reihe hölzerner Boutiquen bis der Architekt Carl Dernfeld Mitte des 19. Jahrhunderts beauftragt wurde, nach dem Vorbild der „Passages de Paris“ die heutigen Steinbauten im Arkadenstil zu errichten. Damals waren die kleinen Ladengeschäfte eine Sensation! So etwas gab es vorher noch kaum – zumindest nicht für die bessere Gesellschaft. Die exklusivsten Händler eröffneten hier ihre Boutiquen! Bei Mellerio kaufte man den schönsten Schmuck der Welt und die Tabakhandlung Rheinboldt war so erfolgreich, dass man in Baden-Baden mit einer eigenen Zigarrenherstellung begann.
Es war die russische Gemeinde, die das Rauchen von Zigaretten in Mode brachte! Unter dem Baum vor Rheinboldts Laden trafen sich die russischen Einwanderer und rauchten Zigarren. „Russenbaum“ nannte der Volksmund deshalb diesen Baum.
Kennen Sie den Roman „Rauch“ des russischen Dichters Turgenjew? Er hat darin das Leben der russischen Gäste im 19. Jahrhundert in Baden-Baden wunderbar treffend beschrieben! Der Roman wurde sogar vom Südwestrundfunk gemeinsam mit dem russischen Fernsehen verfilmt!
Baden-Baden war beliebt bei den russischen Literaten! Nicht nur Dostojewski, auch Turgenjew, Gogol und später Tolstoi genossen die künstlerische Freiheit im Kurort – und ein Publikum, das sie verstand.
Aber nicht nur prominente Künstler, auch Persönlichkeiten aus der Politik und den Herrscherhäusern trafen in Baden-Baden ein: Das Königliche und später Kaiserliche preußische Paar zählte zu den Stammgästen. Sehen Sie das Dorint-Hotel, direkt hinter uns? Dort befand sich früher das Hotel Messmer, in dem die deutschen Majestäten Jahr für Jahr residierten. Während der Anwesenheit der Monarchen war das Haus für die Öffentlichkeit gesperrt, schließlich wurden von hier die Geschicke des Reiches bestimmt.
1863 kam es sogar zum Treffen dreier Europäischer Kaiser: Franz-Joseph von Österreich, Zar Alexander und Napoleon der Dritte. Der Hochadel, die künstlerische Elite, Vertreter des Handels, der Finanzwelt und der Manufakturen – alles, was Rang und Namen hatte, traf sich sommers in Baden-Baden!
Im Jahr 1850 – weilten innerhalb einer Saison zwei Kaiser, eine Kaiserin, drei Könige, eine Königin, ein Großherzog, vier Großherzoginnen, ein Großfürst und sage und schreibe 12 Prinzessinnen und 16 Prinzen in Baden-Baden. Und damit nicht genug: Für dasselbe Jahr vermerkt die Chronik außerdem 50.000 weitere Gäste – und das bei nur 6.700 Einwohnern!